Historie

Bei der Konstruktion des ersten selbstzündenden Verbrennungsmotors experimentierte Rudolf Diesel erfolglos mit Benzin. Später wurden erfolgreichere Versuche mit Lampenpetroleum und verschiedenen Ölen, vor allem Pflanzenöl (hauptsächlich Erdnussöl) gemacht. Erdöl war zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt verfügbar und sehr teuer. In seiner Patentschrift von 1912 schrieb Rudolf Diesel: "Der Gebrauch von Pflanzenöl als Kraftstoff mag heute unbedeutend sein. Aber derartige Produkte werden im Laufe der Zeit ebenso wichtig wie Petroleum und diese Kohle-Teer-Produkte von heute werden."

Der spätere Überfluss billigen Erdöls war der Grund, dass Pflanzenöl lange Zeit nicht mehr als Kraftstoff verwendet wurde. Erst nach den Ölkrisen der 70er Jahre wurde verstärkt nach alternativen Kraftstoffen gesucht. Das steigende Umwelt- und Klimaschutzbewusstsein zum Ende des 20. Jahrhunderts brachte vor allem die erneuerbaren Energieträger wieder in die Diskussion.

Während Diesel damals mit Erdnussöl experimentierte, werden heute überwiegend einheimische Ölpflanzen als Kraftstofflieferanten genutzt. Aus klimatischen Gründen wird Mitteleuropa überwiegend Raps angebaut und zu Pflanzenöl verarbeitet. Öl aus Sonnenblumen wäre ebenfalls nutzbar, ist aber deutlich teurer in der Produktion. Derzeit wird in Europa auch immer mehr Soja- und Palmöl aus Südamerika bzw. Asien angeboten. Diese Öle sind zwar günstiger, meist entspricht die Qualität aber nicht den hiesigen Anforderungen.

Für Pflanzenöl gibt es zwei Herstellungsverfahren: Die industrielle bzw. dezentrale Kaltpressung, die meist in landwirtschaftlichen Betrieben oder Genossenschaften stattfindet und die zentrale Herstellung mittels Raffination in industriellen Großanlagen.

Kaltpressung

Die gereinigte Ölsaat wird ausschließlich durch mechanischen Druck bei Temperaturen von maximal 40 °C ausgepresst. Enthaltene Schwebstoffe werden durch Filtration oder Sedimentation entfernt. Zurück bleibt neben dem Öl ein (Öl-) Presskuchen mit einem Restölgehalt von ca. 10 %, der zu eiweißreichem Tierfutter verarbeitet wird.

Raffination

Bei der Ölgewinnung in Raffinerien werden die Ölsaaten nach einer Vorbehandlung bei hohen Temperaturen ausgepresst. Das in dem Ölkuchen verbleibende Restöl wird mittels Lösemitteln bei Temperaturen von ca. 80 °C herausgelöst. Die Lösemittel werden dann in einem weiterem Verfahren durch Verdampfen vom Öl abgetrennt. Der übrig bleibende Extraktionsschrot wird, wie bei der Kalktpressung, ebenfalls der Tierfutterproduktion zugeführt.

Industriell raffiniertes Pflanzenöl enthält mehr unerwünschte Begleitstoffe als kaltgepresstes Pflanzenöl und wird deshalb als Vollraffinat bezeichnet.