Tankstellenmangel hemmt umweltfreundliche Pkw

"Deutsche Verbraucher wären durchaus dazu bereit, auf umweltfreundliche Pkw umzusteigen, die mit Erdgas oder Biokraftstoffen betrieben werden bzw. Wasserstofftechnologien für den Antrieb nutzen. Das Grundproblem ist jedoch, dass es derzeit noch zu wenig Tankstellen gibt, die diese entsprechenden Kraftstoffe anbieten." Zu diesem Fazit gelangt Georg Bühler, Senior Researcher am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung www.zew.de, im Gespräch mit pressetext. Laut dem Insider liegt die Hauptschwierigkeit vor allem darin, dass die Tankstellenbetreiber den Ausbau als nicht rentabel sehen, solange die Autoindustrie nicht die technologischen Entwicklungen vorantreibt. Autohersteller berufen sich wiederum darauf, dass mehr ausgebaute Tankstellen die Nachfrage nach modernen Autos steigern würden.

"Hier haben wir es mit einem ,Henne-Ei-Problem zu tun', das letztlich wahrscheinlich nur der Kunde selbst mit seinem Kaufverhalten lösen kann", sagt Bühler. Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung zusammen mit dem Institut für angewandte Verkehrs- und Tourismusforschung und dem renommierten Center Automotive Research der Universität Gelsenkirchen www.fh-gelsenkirchen.de/fb11/homepages/CAR.htm fanden die Forscher heraus, dass dem Wert eines Netzausbaus der Tankstellen ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Abhängig vom Kaufpreis für Pkw und des aktuellen Tankstellennetzes variieren die Werte jedoch stark. So würde der Ausbau der Tankstellen von 20 auf 30 Prozent aus Sicht der Konsumenten eine Erhöhung des Fahrzeugpreises - je nach Fahrzeugklasse - zwischen 3.800 und 5.800 Euro rechtfertigen.

"Würde man den Ausbau des Tankstellennetzes mit alternativen Treibstoffen von 50 auf 60 Prozent vorantreiben, dann wären die Konsumenten aufgrund der breiteren Versorgungsmöglichkeit nur noch dazu bereit, zwischen 2.500 und knapp 3.800 Euro mehr für entsprechende Pkw zu bezahlen", erläutert Bühler im pressetext-Interview. Dem Fachmann nach ist die Prognose aber noch weit von den tatsächlichen Zuständen entfernt. "Ein entsprechender Ausbau kann sicherlich nicht von heute auf morgen geschehen, sondern stellt einen langfristigen Prozess dar, an dem sich die Konsumenten, die Politik und nicht zuletzt die Autohersteller gemeinsam beteiligen müssen", fordert Bühler. In Deutschland führen von den 15.000 Tankstellen nur rund 1.900 Biodiesel oder Flüssiggas.

Als Herausforderung streicht der Wissenschaftler aber auch die Problematik der aktuell noch unzureichenden Konkurrenzfähigkeit alternativer gegenüber herkömmlicher Antriebstechnologien heraus. Erst wenn alternativ betriebene Fahrzeuge erheblich preiswerter als herkömmliche Technologien wären, würde ein Ausbau des Tankstellennetzes näher rücken.

Montag, 22. Dezember 2008
Quelle: pressetext.de