Die Alkoholherstellung ist ein uraltes, mit der Landwirtschaft verwurzeltes Handwerk. Die Nutzung von Gärungsverfahren zur Herstellung von Bier und Wein ist neben der Landwirtschaft selbst eines der ältesten Kulturhandlungen der Menschheit. Im alten Griechenland postulierte bereits Aristoteles: "Fermentation ist vielleicht eine größere Entdeckung als das Feuer". Natürlich wusste damals niemand, dass bestimmte Mikroorganismen an den wertvollen Stoffumsätzen beteiligt sind. Zeichnungen und Funde früher Destillationsgefäße belegen, dass auch Höherprozentiges bereits in der frühen Antike einen Absatz fand. Heute ist die Alkoholherstellung und -verabeitung ein moderner, rasant wachsender Industriezweig. Im Sommer 2002 erließ das Bundesministerium der Finanzen ein Gesetz zur Steuerbefreiung u. a. von Ethanol als Biokraftstoff zur Beimischung zu fossilen Kraftstoffen (Anlehnung an EU-Direktive 92/81/EWG Art.8.No.4.) und holte eine bereits intensiv geführte Diskussion insLicht der Öffentlichkeit.
In Brasilien und anderen tropischen Regionen der Welt wird Bioethanol hauptsächlich aus Zuckerrohr gewonnen. Allein in Brasilien tanken bereits mehr als 3 Millionen Autos ausschließlich Ethanol, das aus der Fermentation von Zuckerrohr stammt. In Nordamerika wird hauptsächlich Mais zur Herstellung von Bioethanol genutzt, während in Mitteleuropa besonders die einheimischen Getreidearten, Kartoffeln und Zucker aus Rüben als Rohstoff dienen. Die Bioethanolgewinnung aus Hemizellulose und Zellulose, wie sie in Stroh oder Holz vorkommen ist sehr aufwändig und befindet sich derzeit noch in der Erprobung. Ethanol aus diesen Rohstoffen wird als Biokraftstoff der zweiten Generation bezeichnet. Biokraftstoffe der zweiten Generation sollen in Zukunft die pflanzlichen Rohstoffe effektiver ausnutzen und eine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion vermeiden.
Bioethanol gehört mit zu den umweltfreundlichsten alternativen Kraftstoffen. Bei seiner Verbrennung werden weniger Kohlenmonoxid, weniger Schwefeldioxid, weniger flüchtige organischen Verbindungen und weniger Russpartikel in die Umwelt geblasen. Bioethanol ist aber vor allem C02-neutral. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft aus Anbau und Verbrennung ist möglich, wenn die Abfälle wieder als Dünger auf die Felder zurück gelangen. Bio-Ethanol schont die Erdölressourcen und macht Deutschland unabhängiger von Erdölimporten.
In Ländern wie z.B. Brasilien, Schweden und den USA wird Ethanol als Kraftstoff bereits seit längerem in sogenannten FFV (Flexible Fuel Vehicle) eingesetzt. Die Fahrzeuge können mit Hilfe spezieller Sensoren jedes beliebige Mischungsverhältnis von Benzin und Ethanol fahren. Mehr dazu erfahren Sie unter der Rubrik Technik.
Fazit
Bioethanol ist ein Zukunftskraftstoff. Ob als einfacher Zusatz zur Erhöhung der Oktanzahl, als alternativer Kraftstoff oder als Wasserstoffträger für die Brennstoffzelle, weltweite Entwicklungen sowie Investitionstätigkeiten zeigen, dass Ethanol ungeachtet aktueller politischer Strömungen einen festen Bestandteil unseres zukünftigen Energiehaushaltes bilden wird.