„Mit dem heutigen Tag unternimmt Audi einen großen Schritt in die Mobilität der Zukunft“, sagte Heinz Hollerweger, Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeug, in seiner Rede bei der Eröffnung. „Audi ist weltweit der einzige Hersteller, der eine solch innovative Technologie zu bieten hat. Die Erforschung synthetischer umweltfreund-licher Kraftstoffe ist der Kern unserer starken e-fuels-Strategie.“ Reiner Mangold, Leiter Nachhaltige Produktentwicklung, ergänzte: „Die Power-to-gas-Anlage, die wir in Werlte aufgebaut haben, kann zu einem Leuchtturmprojekt der gesamten Energiewende werden, weit über unser Unternehmen hinaus.“
Die e-gas-Anlage arbeitet in zwei Prozessschritten: Elektrolyse und Methanisierung. Im ersten Schritt nutzt die Anlage überschüssigen Grünstrom, um mit drei Elektro-lyseuren Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Der Wasserstoff könnte als Treibstoff für künftige Brennstoffzellen-Autos dienen. Derzeit fehlt hier jedoch noch eine flächendeckende Infrastruktur. Deshalb folgt unmittelbar der zweite Verfahrensschritt: die Methanisierung. Durch die Reaktion des Wasserstoffs mit CO₂ entsteht hierbei synthetisches Methan, das Audi e-gas. Es ist mit fossilem Erdgas nahezu identisch und wird über eine bereits vorhandene Infrastruktur, das deutsche Erdgasnetz, an die CNG-Tankstellen bundesweit verteilt. Die Einspeisung des Audi e-gases beginnt im Herbst 2013. Pro Jahr produziert die Audi e-gas-Anlage etwa 1.000 Tonnen e-gas und bindet dabei zirka 2.800 Tonnen CO₂. Das entspricht etwa der Menge, die ein Wald mit über 220.000 Buchen im Jahr aufnimmt. Als Nebenprodukte fallen lediglich Wasser und Sauerstoff an.
Audi hat die e-gas-Anlage gemeinsam mit dem Anlagenbauer ETOGAS GmbH (vormals SolarFuel) und dem Projektpartner MT-BioMethan GmbH auf einem 4.100 m2 großen Grundstück der EWE AG errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte im September, das Richtfest im Dezember 2012. Im Produktionsablauf der Anlage hat die effiziente Nutzung der Energieströme höchste Priorität. Die Abwärme, die bei der Methanisierung entsteht, wird als Prozessenergie in der benachbarten Biogas-Anlage genutzt, dadurch steigt der Gesamtwirkungsgrad deutlich. Von dieser Anlage stammt im Gegenzug das hochkonzentrierte CO₂, das als Grundbau-stein für das e-gas benötigt wird. Dieses CO₂ dient somit als Wertstoff und gelangt nicht in die Atmosphäre.
Mit dem e-gas aus Werlte können voraussichtlich 1.500 Audi A3 Sportback g-tron jedes Jahr jeweils 15.000 km CO₂-neutral zurücklegen. Der 1.4 TFSI des Fünftürers verbrennt fossiles Erdgas, Biomethan und Audi e-gas gleichermaßen; mit seiner bivalenten Auslegung kann er auch Benzin nutzen. Dadurch ergibt sich eine Reich-weite von insgesamt rund 1.300 Kilometern.
Beim Kauf des Autos können die Kunden ein Kontingent e-gas mitbestellen. Damit nehmen sie an einem bilanziellen Verfahren teil. Es stellt sicher, dass die Menge Gas, die sie an der Erdgastankstelle einfüllen, durch die Audi e-gas-Anlage ins Netz eingespeist wird. Bezahlung und Abrechnung läuft über die Audi e-gas-Tankkarte.
Der Audi A3 Sportback g-tron, der Ende des Jahres auf dem Markt startet, verbraucht im Mittel pro 100 km weniger als 3,5 kg e-gas. Die CO₂-Emission am Auspuff bleibt im NEFZ-Zyklus unter 95 Gramm pro km. Das Fahren mit Audi e-gas ist klimaneutral, denn das CO₂, das im Fahrbetrieb entsteht, wurde vorher bei der e-gas-Herstellung gebunden. Selbst in einer umfassenden Well-to-Wheel-Bilanz, die Energie und Aufwand für Bau und Betrieb der e-gas-Anlage sowie von Windrädern einbezieht, bleibt als CO2-Emission lediglich ein Wert von 20 Gramm pro Kilometer. Diese wegweisende Umweltbilanz wurde kürzlich vom TÜV Nord zertifiziert.