TÜV SÜD begleitet und überwacht als Gutachter die Pilotphase zur Nachrüstung von Mercedes-Modellen auf Flüssiggas. Erstmalig kommt damit eine Premium-LPG-Nachrüstung auf den Markt, die von dem Althengstetter Unternehmen GasDrive Technologies GmbH speziell für Mercedes-Benz Fahrzeuge konzipiert wurde. Das Nachrüstangebot von GasDrive umfasst Umbauten für die Vierzylinder-Modelle von A-, B-, C- und E-Klasse. Im Zusammenhang mit seiner gutachterlichen Tätigkeit führte TÜV SÜD eine Langstreckenverbrauchsfahrt mit einem von GasDrive nachgerüsteten Mercedes E 200 durch. Dabei kam die E-Klasse unter Alltags-Fahrbedingungen auf eine Reichweite von 1650 Kilometer.
Die Nachrüstung der Mercedes-Modelle läuft in Kooperation mit der Pkw-Instandsetzung (PWI) des Autoherstellers und GasDrive Technologies, Generalimporteur von BRC-Gasanlagen. Bislang war Daimler zurückhaltend, was die Umrüstung von Mercedes aus Gasantrieb anbelangt: "Für eine Empfehlung der Nachrüstung durch Mercedes-Benz müssen hohe Kriterien erfüllt werden", unterstreicht Thomas Klein, Leiter der Pkw-Instandsetzung im Mercedes-Benz Werk Stuttgart-Untertürkheim.
Bei der Erfüllung der gesteckten Qualitätskriterien standen Zuverlässigkeit und Haltbarkeit der Motoren und das Thema Sicherheit für GasDrive im Mittelpunkt. Zentrale Maßnahme war dabei der Austausch der serienmäßigen, auf Benzinbetrieb ausgelegten Ventilsitzringe im Zylinderkopf. "Eine wichtige Maßnahme hinsichtlich der Langlebigkeit der Motoren", betont Thomas Emmert, Leiter der TÜV SÜD Niederlassung Filderstadt, unter deren Regie die umgerüsteten Fahrzeuge einzeln abgenommen werden. Dies, zumal es sich häufende Hinweise gibt, dass zu weiche Ventilsitzringe am Zylinderkopf für Motorschäden an auf Gas umgerüsteten Fahrzeugen verantwortlich sind. Grund laut Emmert: Durch fehlende Additive im Gas schlagen die Ventile stärker auf, der Verschleiß wird höher, die mögliche Folgen sind Schäden am Zylinderkopf. GasDrive begegnet diesem Problem, indem ein gasfester Zylinderkopf bei der Umrüstung verbaut wird.
Großen Aufwand und hohe technische Kompetenz bescheinigt TÜV SÜD dem Anlagenhersteller BRC und dem Einbaubetrieb PWI beim Thema passive Sicherheit. Erstmals wird in den umgerüsteten Mercedes-Modellen ein Crashsensor eingesetzt. Dieser sorgt dafür, dass bei einem Unfall die Zufuhr zu allen Strom führenden Teilen der Gasanlage unterbrochen werden kann. Dabei werden gleichzeitig alle Ventile geschlossen, so dass kein Gas austreten kann.
Desweiteren liegt der Flüssiggastank nicht wie üblich in der Reserveradmulde, sondern ist hängend an einem stabilen Stahlkreuz verschraubt. Bei einem Heckunfall kann so entsprechende Verformungsenergie aufgenommen werden. Der Einfüllstutzen für das Gas ist direkt neben dem Stützen für das Benzin angebracht, dazu wurde der Bereich hinter der Tankklappe verstärkt.
Im Fahrzeuginneren ist der bivalente Antrieb nur an einem dezent in der Mittelkonsole angebrachten Umschaltknopf und an der mit Dioden hinterleuchteten Benzinanzeige zu identifizieren.
Zusätzlich zur Begleitung der Umbaumaßnahmen als neutrale Experten und der Einzelabnahme der Fahrzeuge, hat ein TÜV SÜD-Team die Verbrauchswerte eines auf Flüssiggas umgerüsteten Mercedes E200 verifiziert. Dazu wurde das 184 PS starke Fahrzeug voll betankt (80 Liter Benzin und 62 Liter LPG). So ausgerüstet startete das Team zu einer Nachtfahr-Tour durch Deutschland. Maßgabe war, das Auto so zu bewegen, wie dies auch unter "normalen" Fahrbedingungen geschieht. Alle Fahrwerte wurden über GPS aufgezeichnet. Resultat: Erst nach 1650 Kilometern (Durchschnittsverbrauch: 7,93 Liter Gas und 9,79 Liter Benzin) kam die E-Klasse zum Stillstand.