Neue Antriebsformen machen Autokäufern die Auswahl von effizienten und umweltfreundlichen Fahrzeugen nicht leicht. Bei den Verbrauchs- und Abgaswerten von Benzin und Dieselfahrzeugen gibt es erhebliche Unterschiede zwischen dem vom Hersteller angegebenen Wert nach EU-Norm NEFZ (Neuer Europäische Fahrzyklus) und dem tatsächlichen Verbrauch bzw. Schadstoffausstoß. Gravierend sind auch die Unterschiede bei den Verbrauchsangaben der Elektrofahrzeuge. Für den ADAC ist dies ein Anlass seinen ECO-Test zu verschärfen. Ab sofort arbeitet der Club mit einem erweiterten Prüfverfahren, das jetzt eines der weltweit härtesten Umwelttests für Neufahrzeuge darstellt.
Für die nach dem neuen Verfahren geprüften Fahrzeuge erhält der Autokäufer jetzt einen umfassenden Steckbrief auf Grundlage realistischer Verbrauchswerte und Umweltbewertungen bis hin zur Anzahl der ausgestoßenen Partikel. Auch die Frage nach der Energiequelle wird beantwortet. Nur so können erstmals serienmäßige Elektromobile direkt mit Autogas- und Erdgasfahrzeugen sowie Benzin- und Dieselfahrzeugen verglichen werden. „Mit dem EcoTest untermauert der ADAC die Forderung nach immer saubereren und sparsameren Pkw“, betont Thomas Burkhardt, ADAC Vizepräsident für Technik.
Seit 2003 testet der ADAC Autos unter ökologischen Gesichtspunkten. Jahrelang war dabei der Toyota Prius vorn, bis er 2009 vom VW Passat 1,4 TSi EcoFuel abgelöst wurde. Jetzt setzt der Automobilclub neue Maßstäbe für den ECO-Test. Die Folge: Obwohl unter den ersten acht Fahrzeugen zwei Elektroautos waren, erreichte keines die Fünf-Sterne-Spitzenbewertung. Neue besonders verbrauchsarme Dieselfahrzeuge wie der Audi A4 TDI, der Mercedes B 180 CDI und der Opel Zafira Tourer 2,0 CDTI wurden ebenso mit vier Sternen bewertet wie die beiden Elektrofahrzeuge, der Volvo C 30 und der Renault Fluence.
Wie unrealistisch die Verbrauchsangaben der Hersteller sind zeigen die Testergebnisse der beiden Elektroautos. Der angegebene Kilowattstunden-Verbrauch (kWh) pro 100 Kilometer wurde um 80 Prozent und mehr überschritten. So brauchte der Renault statt der angegeben 14 kWh immerhin 25,7 kWh. Der Volvo verdoppelte im Test den Stromverbrauch nahezu auf 28,3 kWh. Laut Hersteller soll er nur 14,7 kWh für 100 Kilometer benötigen.
E-Autos seien nicht emissionsfrei, erläuterte ADAC-Vizepräsident Thomas Burkhardt: »Auch hier entstehen Emissionen, und zwar nicht am Auspuff, sondern am Kraftwerk«. Wo die Kohlendioxid-Emissionen entstehen sei der Umwelt aber völlig egal. Anders zu bewerten wären Elektroautos, wenn ihnen ihre Hersteller beispielsweise den Fahrstrom aus erneuerbaren Energien als »Paket« dazu verkaufen würden, sagte der Leiter der ADAC-Technik Reinhard Kolke.
Auch Diesel- und Benzinfahrzeuge benötigten bis zu 29 Prozent mehr Kraftstoff als vom Hersteller angegeben. Der Fehler liegt dabei im System. Die NEFZ-Angaben beruhen auf Messungen bei
denen alle elektrischen Verbraucher wie z.B. Klimaanlage, Radio oder Navigationssysteme abgeschaltet sind. Zudem finden die Messungen auf Rollenprüfständen statt während Autofahrer ihr Gefährt auf verschiedenen Streckenprofilen mit jeweils unterschiedlichem Fahrverhalten einsetzen.
ADAC-Vize Burkhardt fordert Dieselmotoren so schnell wie möglich mit Euro-6-Techniken auszustatten, um den Diesel aus der Umweltdiskussion herauszunehmen. Potenzial auf fünf Umweltsterne haben aus der Sicht des ADAC Fahrzeuge die mit Auto- oder Erdgas betrieben werden. Leider werden diese Fahrzeuge noch zu wenig von den Herstellern angeboten. fm