"Fahrversuch Straße und High Speed Oval" steht gelb unterlegt im Lastenheft des Projektes v300plus. Dass dies der Part im gesamten Ablauf ist, dem alle Beteiligten entgegenfiebern, versteht sich von selbst. Bis dahin ist jedoch noch einiges an Arbeit zu leisten. Im Projekt geht es vor allem um deutliche CO2-Einsparung durch den Einsatz von Autogas (LPG) als Energielieferant.
"Das Erste was wir getan haben, war eine Bestimmung des Ist-Zustandes am Fahrzeug", sagt Professor Dr. Thomas Heinze von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Man kann davon ausgehen, dass dies viel Freude gemacht hat, denn es handelt sich bei dem Auto um einen Hartge H1, ein auf der Basis eines 1er BMW getunten Hochleistungs-fahrzeuges.
Akribisch wurden in ersten Messfahrten die unterschiedlichsten Werte ermittelt. Studenten und Professoren nutzten moderne Messtechniken um Geschwindigkeit, Beschleunigung und Gemischzusammensetzung zu er-"fahren" und genau zu dokumentieren. Besonderes Augenmerk gehörte den Temperaturen im Motor, der Motordrehzahl, der Motorlast und den Einspritzzeiten. Bei den Einspritzzeiten liegen die wohl deutlichsten Unterschiede beim Betrieb mit herkömmlichem Treibstoff und Autogas, was entsprechend bei der Systemeinstellung berücksichtigt werden muss. "Wichtig für uns ist, dass beim Rekordversuch die Fahrwiderstände und die Motorleistung im richtigen Verhältnis stehen. Wir haben viel Zeit auf den Prüfständen an der Hochschule und bei Hartge verbracht", so Professor Dr. Heinze.
Bei der Auswahl der Autogas-Anlage entschied man sich für das LPI-System von Vialle. Die Niederländer, mit im Projekt als Partner, injizieren genau wie im Betrieb mit Benzin das Autogas als flüssigen Kraftstoff in die Brennkammern des Motors. Hier liegt auch der Unterschied zu den meisten anderen Systemen, die in gasförmigem Aggregatzustand einspritzen. "Der Motor wurde von Vialle in Mithilfe der Studenten und Professoren umgerüstet und appliziert. Die Einspritzübersetzung im Leerlauf und die Einspritzübersetzung bei erhöhter Last sind hier von entscheidender Bedeutung für einen schadstoffarmen Betrieb und eine gute Leistungsentfaltung des Motors und haben uns, zugegeben, auch einiges an Arbeit gekostet", sagt Professor Thomas Heinze. Grundsätzliche Forschungen werden im Projekt begleitend bearbeitet, es gilt einige wichtige Fragen zu beantworten. Wie sieht die Brennfunktion bei LPG-Betrieb aus und vor allem wie sind die Spitzentemperaturen im Brennraum? Hintergrund ist hier die Auswahl der zu verwendenden Materialien und Betriebsarten. Ein so genannter gasfester, d. h. im Bereich der Einlass- und Auslassventile ge-eigneter Zylinderkopf ist eine der Vorraussetzungen. Bei den richtigen Materialpaarungen der Ladungswechselventile oder einer Anpassung der Einspritzstrategie oder der eventuellen Verwendung eines Additivs lässt sich Autogas in jedem Fahrzeug verwenden. Bei diesen rein technischen Themen liegt derzeit der Schwerpunkt der Arbeiten am Fahrzeug.
Der Umweltaspekt ist das wichtigste Anliegen innerhalb des Projektes v300plus. Es geht ganz klar in erster Linie um die Reduzierung des CO2-Anteils in den Abgasen. "Wir rechnen mit einer Reduzierung zwischen 12 und 18 Prozent gegenüber herkömmlichem Treibstoff, bei voller Erhaltung der Fahrdynamik", so Professor Dr. Heinze. Dabei, so Heinze, wird es keine erhöhten Feinstaubemissionen geben und die Verringerung oder zumindest die Beibehaltung der NOx-Ausstöße gehört ebenfalls zu den Anforderungen aus dem Lastenheft des Projektes. Über all diesen Bemühungen steht der Einsatz von Autogas als vollkommen alltagstauglicher Alternativkraftstoff. "Wir wollen erreichen, dass unser Fahrzeug monovalent mit Autogas betrieben wird. Das Auto soll gleich im Gasbetrieb gestartet werden. Bisher war hierzu eine kurze Betriebszeit mit Benzin nötig, eine bestimmte Motortemperatur muss erreicht werden. Bei Betrieb nur mit Autogas kann ein neues Tanksystem integriert werden, etwa aus leichtem und platzsparenden Verbundwerkstoff", so der Blick von Professor Dr. Heinze in die Zukunft.
Und die Rekordfahrt auf dem High Speed Oval in Papenburg, Mitte Oktober? Das Erreichen der Geschwindigkeit jenseits der 300 Stundenkilometer? Schließlich gibt diese Aufgabenstellung dem Projekt seinen Namen! "Wir werden das schaffen, hier sind wir zuversichtlich", so der Saarbrücker Professor. Und Heinze verrät auch die "Schräubchen", an denen er, seine Studenten und die Industriepartner im Projekt drehen werden: "Da muss noch etwas am Kennfeld optimiert werden, Leichtlauföle haben auch ihren Einsatz und eine Hochgeschwindigkeitsübersetzung an der Antriebsachse werden den Hartge H1 mit Autogasantrieb beflügeln!"
Infos und Fotos zum Projekt v300plus finden Sie im Internet unter: www.projekt-v300plus.de