ADAC unterzieht Fahrzeug schwerem Brand- und Crashtest

Tests dieser Art gab es in der Vergangenheit schon einige. Das Fahrzeug wird angezündet, um zu sehen, ob das Autogas im Tank oder bei Austritt explodiert. Und das Ergebnis war auch bei dem Test des ADAC vor kurzem wieder einmal das gleiche. Es besteht keine Gefahr - weder bei einem Unfall mit starkem Aufprall noch bei einem Feuer. Im Versuch brannte das Auto völlig aus. Der Tank dagegen blieb intakt. Jetzt sollte auch dem letzten Skeptiker klar sein: Weder Gastank noch das Gas an sich haben zu keinem Zeitpunkt zu einer Gefährdung geführt. Den genauen Versuch skizzierte das AutoGas Journal für das Portal kraftstoff-info.de.

Brandversuch an einem LPG-Fahrzeug des ADAC

Das Ziel des auf dem Bundeswehrgelände im bayerischen Penzing geplanten Versuchs war mehrere Tage vorher klar formuliert: Vielen Fahrern, die über einen Wechsel zu Autogas nachdenken, sollten Befürchtungen genommen werden. Die Ängste entstehen besonders in Visionen von Gas explodierenden Autos in Hollywood-Filmen. Dass die Realität anders aussieht, zeigte der Versuch.

Zusammen mit einigen Mitarbeitern suchte ADAC-Mitarbeiter Andreas Ratzek (Abteilung Fahrzeugsicherheit) zunächst nach dem durchschnittlichen Umrüstfahrzeug. Er fand es auch, aber erst nach der Befragung mehrere hundert Club-Mitglieder.
Im Zeitraum Juli bis November 2007 nahmen mehrere tausend an dieser teil und beantworteten die schlichte Frage nach dem Modell ihres auf Autogas umgerüsteten Fahrzeugs. Ausgewertet werden konnten rund 5.000 Antworten. Am meisten genannt wurde der Opel Astra mit Baujahr 2004, der also das Lieblingsmodell aller Umrüstkunden in Deutschland wohl ist.
Nach dem Erwerb folgte der Einbau einer von Irmscher gelieferten Landi Renzo-R115-Anlage in einer ADAC-nahen Werkstatt. Schließlich musste noch ein geeignetes Gelände gefunden werden, auf dem so ein Versuch überhaupt durchgeführt werden konnte. Gefunden hatten es die Prüfer im Nachbarort Penzing, nur wenige Kilometer von Landsberg entfernt. Geschützt durch einen Erdwall entpuppte sich das Versuchsgelände als ideal, auch weil Feuerwehrkräfte direkt vor Ort Wache schoben.

ADAC-Crash Autogas

Realistische Aufbauten zum Versuch notwendig

Nun kamen die Aufbauten zum Versuch an die Reihe. Für die Versuchsanordnung von Crash und Brand wollte man plausible Umstände so gut wie möglich simulieren. Darum orientierten sich die Experten bei der ersten Teststufe (dem Crash) an der amerikanischen Norm FMVSS 301, die alle Fahrzeuge in den USA durchlaufen müssen, bevor sie auf die Straße gehen. Das Auffahrfahrzeug fuhr im Test aus zirka 50 Meter Entfernung mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h von hinten auf das Prüffahrzeug auf und traf es zu 70 % in der Breite des Hecks. Dafür nutzten die Prüfer einen Opel Kadett mit einem Gewicht von 1.360 Kilo.
Die nach dem lauten Aufprall festgestellten Schäden setzten besonders dem Kofferraum zu. Der noch leere Autogas-Ringtank schien nach erster Besichtigung des Schadens äußerlich in Ordnung. Die Tester wollten es aber genau wissen. Zwar ließ sich die stark deformierte Heckklappe nicht öffnen. Dafür wurde dann vom Innenraum aus die Blende abgeschraubt. Interessantes offenbarte sich aber nicht. Auch die direkte Begutachtung des Tanks und anderer autogasrelevanter Teile brachte keine sichtbaren Schäden ans Tageslicht.
Sollte es unsichtbare hier geben, konnte sie nun durch eine Betankung aufgedeckt werden. Hilfreich war dabei der Einsatz eines Gasdetektors, mit dem Einfüllstutzen und Behälter akribisch untersucht wurden. Fehlanzeige - es kein Gas im Anzeiger. Jetzt kam der wirklich wichtige nächste Schritt. Der Motor wurde mit Benzin gestartet, um die Versorgungsleitungen zum Motor und vor allem die Einspritzventile unter Gas zu stellen. Auch hier wieder Fehlanzeige. Das Gerät zeigte bei der Prüfung aller relevanten Teile keinerlei Reaktion, einen messbaren Gasaustritt gab es also auch jetzt nicht. Die komplette Anlage arbeitete trotz starker Schäden am Heck und an der Seite einwandfrei. Vor Schritt zwei des Versuchs durften sich dann Prüfer, Beobachter und das Fahrzeug erstmal ausruhen, bevor es am darauffolgenden Montag mit dem Brandversuch weiterging.

Versuchsaufbau Brandversuch LPG-Fahrzeug

Brandversuch folgte dem Crashtest

Der Simulation des Unfalls folgte nun eine weitere: ein Brand, ausgelöst durch auslaufendes Benzin. Hier musste die Gasanlage sich nun bewähren: explodiert der Autogas-Tank oder nicht?
Auch hier wurde wieder ein möglichst realitätsnaher Versuchsaufbau vorbereitet. Hierzu haben sich Ratzek und Mitarbeiter an der ECE 67 orientiert, die die Grenzen verschiedenster Belastungen definiert, unter denen sich auch Autogas-Produkte bewähren müssen, bevor sie auf den Markt kommen. Gefordert wird von ihr beispielsweise, dass die durch brennende Stoffe verursachte Hitze, die wiederum den Druckanstieg im Tank auslöst, kontrolliert abgebaut wird. Gleiches gilt für die Einwirkung von Sonnenstrahlung. Auch hier muss über ein Ventil ein kontrolliertes Entweichen des Gases gewährleistet sein, damit der Tank nicht bersten kann.

Für den Versuchsaufbau auf dem Bundeswehrgelände wurden deshalb drei mit Benzin gefüllte Wannen unter das Fahrzeug gestellt. Damit sollte das Szenario eines Crashs mit auslaufendem Sprit nachgeahmt werden. Das Benzin hätte dann den zu 80 % gefüllten Gastank samt Auto durch Hitzeeinwirkung und Direktzündung zur Explosion bringen können. Theoretisch zumindest.

Besonders die Explosion oder das Platzen des Gastanks stand im Fokus der Beobachtungen. Um böse Überraschungen zu vermeiden, musste entweder das Überdruckventil oder die Schmelzvorrichtung reagieren.

Der Brand am LPG-Fahrzeug ist gelöscht

Einige Tester zündeten die Wannen schließlich an. Bereits nach drei Minuten fing der Innenraum an zu brennen. Nach einer weiteren Minute hatte sich das Überdruckventil das erste Mal geöffnet, durch das Gas mitten durch die Reserveradwanne nach unten dezent ausströmte und sichtbar in einer sehr kleinen Flamme nach unten kontrolliert abbrannte. Dieser Vorgang wiederholte sich von der vierten bis zur achten Minute in unregelmäßigen Intervallen. Von der achten bis zur zehnten Minute konnten die Prüfer dann ein durchgängig geöffnetes Ventil und "permanenten Gasaustritt" registrieren.
Unterm strich heißt das: Fast 40 Liter wurden in nur zirka 6 Minuten kontrolliert und ohne Gefahr, nur durch eine kleine Flamme am unteren Bereich des Tankes abgefackelt.
In dieser Zeit brannte das Fahrzeug faktisch völlig aus und Feuerwehrleute der Flughafenfeuerwehr vor Ort löschten mit Schaum.
"Für uns war erstaunlich, dass der Tank äußerlich noch völlig unbeschädigt war. Damit hätten wir nicht unbedingt gerechnet", so Andreas Ratzek vor Ort.

Sonntag, 15. Juni 2008
Quelle: ADAC, Autogas-Journal